Pressestimmen:

18.04.2016 | Münchner Merkur

Auf Entdeckungsreise gehen

Katja Gramann zeigt unter dem Titel „Schichtarbeiten“ in Gräfelfing 41 meist großformatige Bilder

Von Miriam Pietrangeli-Ankermann

Gräfelfing – Das Bürgerhaus in Gräfelfing ist zum Bersten voll, als die Gräfelfinger Künstlerin Katja Gramann ihre Einzelausstellung mit dem Titel „Schichtarbeiten“ eröffnet. Die gebürtige Pfälzerin zeigt in ihrer Wahlheimat zum ersten Mal ihre expressiven und vielschichtigen Arbeiten. Insgesamt sind 41 meist großformatige Bilder zu sehen, denen eine kraftvolle, freie Malerei zugrunde liegt.

Ihre künstlerische Ausbildung erhielt Katja Gramann vom Künstlerehepaar Astrid Albers und Jürgen Sage und von der freien Akademie in Bad Reichenhall. Gramanns kreiert in ihrer Malerei freie Formen, die aus dem malerischen Prozess entstehen und charakteristisch für ihre künstlerische Schaffensweise sind. Dabei lässt sich die 42-Jährige auf das Spiel von Farben und Materialien ein und erschafft dabei mit einer intuitiven und energischen Pinselführung interessante Kompositionen.

Genau das ist auch im Acrylbild „Hafenstadt“ zu sehen, denn die studierte Germanistin hat zunächst mit Acrylfarben in Hellblau und Weiß den Hintergrund gestaltet und dann mit dynamischen Pinselstrichen die Oberfläche in den Grundfarben gestaltet. Schwarze Striche und Linien runden die farbkräftige Komposition ab. Die Leidenschaft am Malen lassen die zwei Kunstwerke „Al Andalus“ und „Passion“ erahnen. Die 2015 entstandenen Acrylbilder strotzen nur so vor Rottönen, dabei ist durch die schichtweise aufgetragene Farbe eine beeindruckende Tiefenwirkung entstanden. Die schwarzen, reduziert eingesetzten Striche, machen die Bilder dabei noch interessanter.

Monochrom wirken die mit reduzierter Farbe entstandenen Werke „Mysterium“, „Weissheiten“ oder „Erdverbunden I und II“. Diese in Mischtechniken gemalten ausdrucksstarken Werke, die unter anderem mit Erden, Asche, Kohle, Wachs und Pigmenten bearbeitet wurden, lassen beim näheren Betrachten eine beeindruckende Tiefenstruktur erkennen. Die Wachsschicht, die auf die bereits getrocknete Farbe aufgebracht wurde, ist nach dem Erkalten mit einem spitzen Gegenstand eingeritzt worden. Die daraus resultierende Struktur mutet bei der Betrachtung faszinierend an. Beim Anschauen der Werke sind Enthusiasmus und Freude, die die Künstlerin während des Malens empfunden hat, absolut spürbar.

Katja Gramanns Werke laden zum längeren Betrachten ein, denn die in vielen Schichten und zum Teil mit Materialien entstandenen Großformate schicken einen auf Entdeckungsreise. Dabei ist es jedem selbst überlassen, was er in den dynamischen und spannungsgeladenen Bildern sieht.

Die Ausstellung

„Schichtarbeiten“ ist noch bis Sonntag, 24. April, im Bürgerhaus Gräfelfing, Bahnhofplatz 1, zu sehen. Die Künstlerin ist während der Öffnungszeiten von 14 bis 19 Uhr stundenweise anwesend. Minifilme mit Hintergrundinformationen zur Entstehung der Werke können vor Ort auf einen Fernseher oder über einen QR-Code direkt am Smartphone angeschaut werden.

05.03.2016 | Münchner Merkur

„Perlen aus dem Schmonzettenmeer“

 

Schauspieler Gerd Anthoff liest aus den Werken Ludwig Ganghofers – Musiker Lothar Lägel begleitet ihn auf der Zither

von Miriam Pietrangeli-Ankermann

Gräfelfing – Das Bürgerhaus in Gräfelfing ist für sein kulturelles Programm wohlbekannt, und die Literarische Gesellschaft Gräfelfing trägt mit ihrem Jahresprogramm wesentlich dazu bei. Diesmal lud sie den bayerischen Schauspieler Gerd Anthoff ein, der vom Zitherspieler Lothar Lägel musikalisch begleitet wurde. Für den Abend hatte der Schauspieler „Perlen aus dem Schmonzettenmeer“ von Ludwig Ganghofer vorbereitet, die vom Musiker kongenial aufgegriffen wurden.

Anthoffs Theaterkarriere begann 1967 am Bayerischen Staatsschauspiel, an den Münchner Kammerspielen und am Münchner Volkstheater. Von 1970 bis 2011 war er festes Ensemblemitglied am Bayerischen Staatsschauspiel. Dort spielte er etwa 950 Mal den Nantwein im Theaterstück „Der Brandner Kaspar und das ewige Leben“. Zudem wirkte er in zahlreichen Fernsehproduktionen mit.

Lothar Lägel hat es immer verstanden, musikalisch eigene Wege zu gehen. Er beherrscht auf seiner Zither ein breites Repertoire, das von der Volksmusik bis hin zur klassischen Musik aller Stilrichtungen reicht. Zu seinem ausgesuchten Programm erläuterte Anthoff, dass es nicht leicht war, die Perlen aus Ludwig Ganghofers mannigfaltigem Werk herauszufiltern. Seine Bücher verkauften sich einst millionenfach. Heute sind sie jedoch nur noch im Antiquariat oder über das Internet zu bekommen.

Anthoff eröffnete den Abend mit dem Stück „Der Zitherspieler“. Dabei erzählte er, dass Ganghofer selbst Zitherspieler war und „um die Macht der Töne“ gewusst habe. Zitherspieler Pauli ist in die Sennerin Nannei verliebt und versucht sie mit seiner schwermütigen Zithermusik zu berühren. Der Gegenspieler Toni, der auch die Zither zu spielen weiß, möchte ebenfalls die Gunst der hübschen Sennerin gewinnen und schafft es zunächst mit seiner heiteren und tanzbaren Musik. Nach dem Vorlesen fragt Anthoff das Publikum „War das Kitsch“? Im nächsten Moment erzählt er aber, dass der Schriftsteller auch politische Momente niedergeschrieben habe.

Auch das nächste Stück des Abends handelte von einem jungen Mann. Xaver ist Forsthelfer und in die junge hübsche Babettle verliebt. Der weitere Verlauf des Romans sorgt im Publikum für Heiterkeit, und Anthoff verweist auf ein Sprichwort, das aus dem Roman hervorgegangen ist: „Das geht hier zu wie bei der netten Krawettles Hochzeit“. Die Redensart wird dann verwendet, wenn es in einem Wirtshaus besonders schmutzig ist.

Der bekannte Film-, Fernseh- und Theaterschauspieler Gerd Anthoff verstand es grandios, die Textpassagen und seine Pointen facettenreich mit seiner sonoren Stimme vorzutragen und mit ausdrucksvoller Mimik und Gestik zu bereichern. Lothar Lägel untermalte das Vorgetragene vortrefflich mit heiterer und beschaulicher Musik. Die vorgelesenen Passagen kamen ausgezeichnet bei den Anwesenden an. Das zeigte sich deutlich an der ausgelassenen und heiteren Stimmung im Saal.

26.02.2016 | Münchner Merkur

Inspiriert von Cornelius Gurlitt

Literarische Gesellschaft

Tanja Weber stellt im Bürgerhaus ihren spannenden Roman zum Thema Beutekunst vor

von Alexandra Joepen-Schuster

Gräfelfing – Sie ist Theaterdramaturgin, Drehbuchautorin und den Fans von „Berlin-Krimis“ und Unterhaltungsromanen auch unter den Pseudonymen „Marie Matisek“ und „Judith Arendt“ bekannt. Auf Einladung der Literarischen Gesellschaft Gräfelfing stellte Tanja Weber im Bürgerhaus jetzt ihren neuesten Roman vor. Unter eigenem Namen herausgegeben, geht es in „Die Frauen meiner Familie“ um Kunstraub und Familiengeschichte. Der historische Roman, dessen Hauptschauplatz München ist, weist auf „Nazi-Deutschland“ und den „Fall Gurlitt“ und entwickelt eine spannende Geschichte rund um das Thema „Beutekunst“. Die Gautinger Autorin las aus ihrem Werk und dem zugrunde liegenden Recherchematerial.

Tanja Weber, die selbst Kunstgeschichte studierte, macht die 38-jährige Kunsthistorikerin Elsa Hannapel zu ihrer Heldin. Für eine Versicherung soll diese sich auf die Suche nach einem gestohlenen Gemälde machen. Es handelt sich um ein Porträt, das Elsas Familie seit Generationen gehörte und der Familienlegende nach ihre Urgroßmutter Anneli Gensheim darstellt. Elsas Vater hatte das Kunstwerk jedoch vor Jahren an ein Auktionshaus verkauft. Auf der Suche nach dem verschwundenen Bild taucht Hannapel immer tiefer in die Geschichte ihrer eigenen Familie ein und entdeckt Familienlügen und erschreckende Wahrheiten. Ihre Untersuchungen führen sie bis zur Schwabinger Bohème und zur Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“.

Gut geschrieben, liest sich Webers Roman wie ein spannender Krimi. Die geschichtlichen Zusammenhänge für ihre fiktive Abhandlung über Enteignung und Restitution wurden von der Autorin akribisch recherchiert. Eigentlich habe sie mit den Recherchearbeiten bereits vor 24 Jahren begonnen, erklärt Tanja Weber. Die Ausstellung „Entartete Kunst – Das Schicksal der Avantgarde im Nazi-Deutschland“, 1992, in Berlin, habe die Initialzündung gegeben. Hier wurde dokumentiert und nachgestellt, wie die Nazis in der Ursprungsausstellung, 1937, Werke moderner Kunst aufs Gröbste diffamiert und der Lächerlichkeit preisgegeben hatten. „Nie zuvor und nie danach hat mich eine Kunstausstellung so tief berührt“, erklärt Weber.

Aus dem „Fall Gurlitt“ übernimmt die Autorin Einzelheiten für ihre Charaktere. So sei Hildebrand Gurlitt „Face-Model“ für „Siegfried Schuster“ gewesen, den zwielichtigen Kunsthändler und Schwager von Anneli Gensheim. Der spektakuläre Raubkunst-Fund hält die Kunstwelt seit 2012 in Atem: In der Wohnung des 80-jährigen Kunsthändlers Cornelius Gurlitt wurden in München-Schwabing 1280 wertvolle Kunstwerke entdeckt, nach deren Herkunft gefahndet wird. Der Vater, Hildebrand Gurlitt, war als Kunsthistoriker und Kunsthändler während der Zeit des Nationalsozialismus damit beauftragt, so genannte „entartete Kunst“ ins Ausland zu verkaufen, und betätigte sich als einer der Haupteinkäufer für das Hitlermuseum in Linz.

Das zentrale Thema von Tanja Webers Roman ist aber nicht etwa die „Doppelmoral“, sondern vielmehr die Frage, wie man damit umgeht, wenn sich in der eigenen Familie Werke aus Enteignungen befinden. Nicht immer sei es überhaupt möglich, die Nachfahren ehemaliger Besitzer ausfindig zu machen. Und nicht jeder der rechtmäßigen Erben wolle noch einmal mit den enteigneten Stücken konfrontiert werden.

Tanja Weber trifft mit ihrem Roman einen Nerv der Zeit: Nach Schätzungen hängen in deutschen Museen immer noch fünf bis zehn Prozent von so genannten „Raubkunst-Werken“.

22.02.2016 | Münchner Merkur

Mal forsch, mal anmutig

von arno preiser

Gräfelfing – Beethoven, Bach, Brahms und Wieniawski: Der Violinist Lorenz Chen und Pianist Henri Bonamy haben jetzt im Gräfelfinger Bürgerhaus für Begeisterung gesorgt.

Chen legte an der Hochschule für Musik in München 2015 bei Julia Fischer die Prüfung zum Bachelor of Music ab und absolviert nun sein Masterstudium bei Ana Chumachenco. Henri Bonamy beendete sein Klavierstudium ebenda 2007 mit dem Meisterklassendiplom mit Auszeichnung.

Dem jugendlichen Alter entsprach das musikantisch aufgefasste, forsch musizierte Allegro als Einleitung von Beethovens „Sonate“ D-Dur op. 12/1. Im Wechsel mit empfindungsvoll musizierten Passagen schlossen Chen und Bonamy der Exposition die ebenfalls mit Akkorden beginnende Durchführung gleichsam als organische Weiterentwicklung an. Im Andante con moto zeigten sie, wie Beethoven seine vielbewunderte Spezialität, die Variationen, entfaltet: vom melodieführenden, dann die Geige untermalenden Klavierpart zum dramatischen Dialog in Moll und einem Gesang der Instrumente in Dur.

Dazu kontrastierte das Eingangs-Grave zu Bachs „Violin-Solo-Sonate“ a-Moll BWV 1003. Chen ließ erkennen, wie Bach von der würdevollen Art älterer Meister mittels improvisatorisch anmutender Melodik zwischen Ruhe-Akkorden abweicht.

Als Kostprobe nationaler Virtuosen-Romantik entließ das Duo die Zuhörer mit einer rassigen Wiedergabe von Wieniawskis „Polonaise“ D-Dur in die Pause. Chen kostete den überhitzten Part bis in liebliches Flageolett aus.

Aufschlussreich war auch die Brahms-Auslese. Bei einigen der „Klavierstücke“ op. 118 (1893) stellte der Pianist dem aufgewühlten Intermezzo a-Moll mit nachdrücklichen Modulationen das Intermezzo A-Dur bei stets prägnantem Spiel als besinnliche Variante gegenüber. Er endete mit der kraftgedrungenen Ballade g-Moll, drückte aber im träumerischen Mittelteil eine für Brahms nicht minder charakteristische lyrische Stimmung aus. Expressive Melodik, mitunter etwas wehmütig, bestimmt auch Brahms‘ „Sonate“ A-Dur op 100 (1886), mit der das Duo endete. Auf die Verwandtschaft eines Themas des einleitenden Allegro amabile zu seinem eigenen Lied „Wie Melodien zieht es mir leise durch den Sinn“ wies Brahms hin. Kantabel gestaltete das Duo insbesondere das Andante tranquillo. So kamen die anmutigen Partien zur Wirkung, darunter der idyllische Allegretto grazioso-Schluss, wie auch lebhafter bewegte, so das einem Springtanz ähnelnde Motiv des Vivace.

Als stürmisch erbetene Zugabe gab das Duo schließlich das launige „Schön Rosmarin“ drein, eine der Alt-Wiener Tanzweisen des Stargeigers Fritz Kreisler.

18.02.2016 | Münchner Merkur

Perlen der Plattenkritik

Walter Erpf und Sebastian Hofmüller öffnen im Bürgerhaus Kurt Tucholskys Plattenschrank

von Janina Janka

Gräfelfing – Die meisten von uns kennen ihn als Satiriker, als Kabarettautoren und als politisch engagierten Journalisten. Dass Kurt Tucholsky aber auch einer der ersten Musik-Kritiker Deutschlands war, wissen nur die wenigsten. Zwischen 1913 und 1929 schrieb er immer wieder über seine Lieblingskünstler und trat als leidenschaftlicher Plattensammler und stolzer Grammophonbesitzer in Erscheinung. Dass er in so mancher Kritik „ganz nebenbei“ auch über politische und gesellschaftliche Veränderungen räsonierte, verlieh seinen Rezensionen einen ganz besonderen Charakter.

Tucholsky schrieb hierbei gerne unter Pseudonym – als Peter Panter, Theobald Tiger oder Kaspar Hauser. Seine Texte erschienen im Simplicissimus, in der Vossischen Zeitung und in der Weltbühne. Heute sind diese Beiträge literarische Perlen der Plattenkritik, denn Kurt Tucholsky verstand es wie kein Anderer, sein musikalisch fundiertes Wissen mit sachlicher Kritik und poetischen – ja fast philosophischen – Ausführungen zu verknüpfen. Dabei blitzte an mancher Stelle seine populäre Scharfzüngigkeit immer wieder hervor: „Es ist fürchterlich, wenn sie (die Sänger) Nuancen erfinden, die nichts mit dem Lied zu tun haben, sondern nur mit ihrer eigenen Eitelkeit“, lästerte er 1928 in einem Artikel, in dem er sein Entzücken über die US-amerikanische Sängerin Sophie Tucker beschrieb, die es ihrerseits verstanden habe, solche Eitelkeiten zu umgehen.

Zum 80. Todestag Tucholskys ließ es sich nun der Kraillinger Musiker und Sammler Walter Erpf nicht nehmen, in seinem eigenen, umfangreichen Platten-Archiv zu stöbern und Tucholskys Lieblingsmelodien im Bürgerhaus zu präsentieren. An seiner Seite der Gautinger Schauspieler Sebastian Hofmüller, der eine exzellente Auswahl an Tucholskys-Texten ergänzend vortrug. Lebendig, humorvoll und nostalgisch ließ das Duo sein Publikum in die Welt der 20er Jahre eintauchen. Stilecht mit einem Elektrola-Grammophon, das Walter Erpf von Zuhause mitgebracht hatte. Eines von mehreren, die der Sammler sein Eigen nennen kann. Über Jahrzehnte hinweg hat Erpf zahlreiche Stücke der Unterhaltungsindustrie aus den 20er und 30er Jahren zusammengetragen – insgesamt birgt sein Archiv mittlerweile an die 3500 Schellack-Platten. Darunter Exemplare, die es „vielleicht nur noch 30 Mal weltweit gibt“.

Als „Kostümball der Erinnerungen“ bezeichnete Tucholsky das Gefühl beim Hören einer Platte. Es fasziniere ihn, was aus dem schwarzen Kasten zu hören war: „Miss Annabelle Lee“ von Jack Smith etwa – dem „whispering baritone“ aus New York. Oder „Virginia“ von Sophie Tucker oder auch die unvergessene Claire Waldoff, die für Tucholsky „so sehr Berlin war“ wie keine Andere. All das durfte am Dienstagabend wieder aufleben und nahm die begeisterten Zuhörer mit auf eine nostalgische Reise – ein „Kostümball der Erinnerungen“, wie ihn Tucholsky gemocht hätte.

15.03.2017 | Münchner Merkur

Resonanz in Wort und Bild

 

Vernissage Malerin Angelika Schmidt will den Menschen mit ihren Bildern Gutes tun von Margot Deny Gräfelfing – Wer in ein Spa geht, der möchte seinem Körper Gutes tun. Dass man auch der Seele ab und zu ein paar Streicheleinheiten verpassen sollte, ist zwar allgemein bekannt, doch gemeinhin leichter gesagt als getan. Aber man muss nicht gleich zum Yogi gehen, um seine Seele in ein Spa zu schicken. Manchmal reicht schon die Betrachtung eines Kunstwerks; zum Beispiel eines von Angelika Schmidt. „Den Leuten tun meine Bilder gut“, sagt die Künstlerin aus Greifenberg am Ammersee über ihre Werke. Immer wieder hätten ihr Menschen von der positiven Wirkung ihrer Bilder berichtet. „Resonanz in Wort und Bild“ betitelt sie daher auch ihre aktuelle Ausstellung im Gräfelfinger Bürgerhaus, die am Mittwochabend eröffnet wurde. Und schon bei ihrer Ansprache merkt man, wie wichtig Angelika Schmidt diese Resonanz ist. Natürlich habe sie „das Malen“ von der Pike auf gelernt, widmete sich viele Jahre Theorie, Praxis und Geschichte der Kunst. Als sie die besondere Wirkung ihrer Werke bemerkte, machte sie eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin. Seither arbeitet sie mit Klienten mithilfe dieser Therapie in ihrem Atelier am Ammersee. Ihre Bilder sollen „inspirieren, erfreuen und (...) Kraft geben“, so die Künstlerin. Schon längst hat sie sich von einem stringenten künstlerischen Schaffensprozess verabschiedet. Das Werk entsteht, während sie an ihm arbeitet. Aufgetragene Farbe wird wieder abgekratzt, verschiedenste Materialien in das Bild mit eingearbeitet. So ist in „Frieden“ die Ölfarbe mit Papier unterlegt und mit Blattgold akzentuiert. In anderen Werken sind Kristalle oder Sand verwoben. Trotz der unterschiedlichen Textur finden sich keine thematischen Brüche innerhalb eines Bildes. Farben, Materialien, Untergrund und Rahmen verschmelzen zu einer Einheit. So scheint der in Türkis und Königsblau gehaltene Kreis in „Mondkraft“ durch den pastosen Farbauftrag aus Keramik zu bestehen und gibt dem Bild eine besondere Strahlkraft. Viele der im Bürgerhaus ausgestellten Werke beschreiben abstrakte Begriffe: „Gleichklang“, „Klarheit“, „Lebendig“, „Segensreich“ sind nur einige der Bildtitel. Und die sind durchaus als Arbeitstitel zu verstehen. Soll sich doch der Betrachter seine eigenen Gedanken machen und im besten Fall „sein Bild“ finden. Tatsächlich spürten viele bei der Vernissage einen besonderen Zauber; geschuldet vielleicht auch den Saxofonklängen von Michaela Morschewsky, die den Bildern während der Vernissage gekonnt zu einer „Stimme“ verhalf. Aber es gibt auch Konkretes in der Werkschau der Künstlerin. So etwa das Bild „Erotik“: ein nackter weiblicher Körper, rot entflammt. Oder die im strahlenden Licht der Erkenntnis sitzende Buddhastatue im Bild „Wissen“. Zu sehen sind die Bilder von Angelika Schmidt noch bis zum 24. März im Bürgerhaus. Zu bestimmten Zeiten (siehe www.atelierangelikaschmidt.de) ist auch die Künstlerin vor Ort.

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